Auf verrückte Ideen kommen die Berliner Politiker. Die 6 landeseigenen Wohnungsunternehmen wurden vom rot-rot-grünen Senat verpflichtet, eine Tauschbörse für ihre Wohnungen einzurichten. Allen voran die Linken unter Senatorin Lompscher, aber auch Vertreter der SPD fanden dies eine gute Idee.
Wohnungstausch – so soll es funktionieren
Man muss nur Mieter bei einem der 6 Wohnungsunternehmen sein, dann kann man an der Tauschbörse teilnehmen. Und das Beste, während bei einem offenen Wohnungstausch über den freien Markt die Mieten (im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten) gewöhnlich auf das Marktniveau angepasst werden, bleibt beim rot-rot-grünen Modell die Miete für beide Wohnungen auf dem Bestandsniveau zementiert. Und das bei oft deutlichen höheren Neuvermietungsmieten im Umfeld.
Die Idee ist – wie so oft bei rot-rot-grün – gut gemeint. Ziel ist es, die Verschwendung von Familienwohnungen nach dem Auszug der Kinder oder dem Tod des Partners durch den Bestandsmieter aufzulösen, indem man ihm eine ebenfalls weit unter Markt bepreiste, kleinere Wohnung verschafft. So weit – so gut.
Kommen wir jetzt zum Problem der Idee (und ihrer Umsetzung).
- Die Wohnungen werden ohne Fotos und ohne Grundrisse angeboten. Nur harte Kriterien stehen für die Filterung zur Verfügung. Kann eine ganz schön mühsame Suche werden, wenn man aus dem (vermutlich nicht sehr breiten Angebot) durch jahrelanges Warten die „bessere“ Wohnung für sich selbst finden soll – so ganz ohne qualitative Informationen. Ausnahme natürlich – man findet die Tauschwohnung mit mehr Informationen wo anders (dazu später).
- Wollen 2 Parteien ihre Wohnungen nach der gegenseitigen Besichtigung wirklich tauschen, dann müssen sie dies ganz pragmatisch taggleich tun. Kurzer Realitätscheck. Der ältere Rentner, der seit 40 Jahren in seiner Wohnung lebt, tauscht mit der jungen Familie mit 2 Kindern an einem bestimmten Tag die Wohnung. Einfach so. Die Logistik, ganz zu Schweigen von Abnahmen, Schönheitsreparaturen, Haftungen etc. soll mal jemand versuchen hinzubekommen.
Man kann also ausschließen, dass es in der gewollten Zielgruppe wirklich zu einem messbaren Nutzen kommt. Bleibt es also bei einer verrückten Idee, die nur keinen Nutzen stiftet? Nein.
Die Tauschbörse ist perfekt dafür geeignet,
- Mietwohnungen zu „vererben“ und/oder
- einen Schwarzmarkt für kommunale Mietwohnungen in Berlin zu etablieren.
Kommunale Mietwohnungen „vererben“
Zukünftig ist es einfach möglich, seine billige, kommunale Mietwohnung innerhalb der (Groß)familie zu übertragen. Die Zielperson (z.B. der Schwiegersohn) mietet sich einfach irgendeine kommunale Wohnung (1-Zimmer für 300€). Sobald er diese hat (oder nach einer gewissen Schamfrist), werden beide Wohnungen über die Tauschbörse annonciert. Die fehlenden qualitativen Merkmale stören nicht. Der „Umzug“ am gleichen Tag ist auch kein Problem. Und schon hat die nächste Generation den günstigen Mietvertrag übernommen und alle suchenden Neuberliner gucken in die Röhre. Ach so … die Großeltern kündigen die 1-Zimmer Wohnung dann natürlich fristgerecht.
Schwarzmarkt für kommunale Mietwohnungen
Für die gut gelegene, milieugeschützte kommunale Mietwohnung auf dem Prenzlauer Berg (oder anderen stark aufgewerteten Adressen) bietet sich nun die Bildung eines Schwarzmarktes an. Anstatt aus seiner weit unter Marktpreis kostenden Mietwohnung einfach auszuziehen, wenn man z.B. in eine andere Stadt umziehen muss oder sich endlich die Eigentumswohnung leisten kann, bietet sich nur der „Tausch“ der Mietwohnung gegen Bargeld an.
Man muss nur einen interessierten Nachmieter (Freunde, Bekannte, oder einfach jemand mit dem notwendigen Kleingeld) finden, der die Wohnung zur Bestandsmiete übernehmen will und bereit ist, den enormen Vorteil aus der Mietersparnis der nächsten Jahre angemessen zu teilen. Dieser Dritte muss
- kurz mal die 1-Zimmer Wohnung für 300€ von einem landeseigenen Unternehmen anmieten,
- den Tausch transparent über die Tauschbörse abgewickeln,
- dem Altmieter eine angemessene „Abschlagszahlung“ (offiziell für die Ikea Küche und Wandregale) von sagen wir 1-2 Jahresnettomietersparnissen übergeben
(also 12-24 x Wohnfläche x Mindermiete = 12-24 x 100² x 10€ = 12.000 – 24.000€).
Der Altmieter hat
- je nach Kosten der Eigentumswohnung die Transaktionskosten (Grunderwerbsteuer etc.) zum Teil wieder rein oder kann sich eine neue Einbauküche leisten,
- darf nicht vergessen, die 300€-Wohnung fristgerecht zu kündigen.
Rot-rot-grün prägt den Berliner Wohnungsmarkt also weiter. Neue Formen der Übertragung von Mietwohnungen, schaffen zwar keine einzige Wohnung, klingen aber auf dem Papier richtig gut. Die Leidtragenden sind wie immer Neuberliner und junge Familien. Nicht die Zielgruppe der Linken.
Es gäbe natürlich auch wirksame Maßnahmen, für die Bekämpfung der Wohnungsnot. Aber hey, mit Wohnungsnot gewinnt Links Wahlen ;-)